Ganz egal ob Popeye, Micky Maus oder die klassischen Superhelden – Comics sind bei Kindern und Jugendlichen seit Jahrzehnten beliebt. Die gezeichneten Geschichten mit Sprechblasen begannen in der modernen Form 1980 in den USA mit „Comic Cut“ von Houghton Townley. Seither unterliegen die Comics weltweit dem großen Erfolg. Viele Künstler wollen sich in ihren Werken verwirklichen, andere möchten einfach Geschichten erzählen und dabei kreativ sein. Damit auch du dein eigenes Comic gestalten kannst, lernst du hier die Grundlagen, um mit dem Zeichnen zu beginnen.
Was sind Comics und was macht sie aus?
Der Begriff Comic bezieht sich auf die Darstellung einer Geschichte durch die Abfolge mehrerer Bilder. Meist werden diese Bilder per Hand gezeichnet und durch Text ergänzt. Heutzutage gibt es viele Abwandlungen des ursprünglichen Comics, wie Anime, Mangas, Animationen und anderweitige Kunst.
Der Erfolg von Comics zeichnet sich besonders durch die direkte Geschichte aus, welche sich Leser in gewissen Maßen selbst konstruieren müssen. Die Bilder stellen Gefühle dar und lösen sie während des Lesens aus. Comics sind eine Mischung aus Buch und Film, weshalb Liebhaber beider Gattungen auf ihre Kosten kommen.
Die Geschichte – vom Skript bis zum Comic
Zu Beginn eines jeden Comics solltest du dir klar vor Augen führen können, wie deine Geschichte ablaufen soll. Farbsättigung, Helligkeit, Perspektiven, Schraffierungen und der Zeichenstil müssen mit Ort, der Zeitspanne und den in deiner Geschichte auftretenden Charakteren stimmig sein.
Beispielsweise sollten eine düstere Stimmung, bedrohliche Situationen oder schreckliche Geschichten mit möglichst wenig bunten Farben versehen sein. Fröhliche Stories hingegen sollten möglichst wenig schwarz/weiß Zeichnungen enthalten. Deine Leser müssen sich mit dem Comic in die Geschichte hineinversetzen können. Das funktioniert am besten, wenn du Geschichte und Zeichnung vereinst.
Solltest du Probleme dabei haben, eine gute Geschichte für dein Comic zu finden, achte im Alltag auch witzige, lehrreiche, interessante oder gefährliche Situationen. Diese kannst du später zu einem Comic machen oder mit anderen Ideen in einem Comic kombinieren. Das Leben schreibt die besten Geschichten, du zeichnest sie.
Das richtige Zeichenmaterial
Nachdem du eine Idee für deine Geschichte gefunden hast, gehen wir ans Zeichnen und schauen uns an, welches Material am besten zur Gestaltung eines Comics geeignet ist.
Die Zeichenart:
Es gibt viele verschiedene Arten Comics zu zeichnen. Allgemein lässt sich zwischen Handzeichnungen und Computerdesigns unterscheiden. Ursprünglich wurden Comics Seite für Seite per Hand gezeichnet. Heutzutage fertigen viele Zeichner ihre Comics per Hand an und bearbeiten ihre Werke mit dem Computer nach. Dies ist besonders sinnvoll, wenn komplexere Elemente einfach kopiert und eingefügt werden müssen.
Andere Zeichner designen ihre Comics komplett mit dem Computer. Dafür gibt es sogenannte Grafiktabletts, auf denen man mit einem Touchpen zeichnet und das Bild auf dem Computer entsteht. Alle Arten haben ihre Vor- und Nachteile.
Per Hand zeichnen – das Material:
Die Auswahl an Zeichenmaterial ist nahezu unbegrenzt. Du kannst mit den verschiedensten Stiften und Pinseln arbeiten. In der folgenden Auflistung kannst du ein paar Beispiele sehen:
- Druckbleistift
- Zeichenfeder
- Polychromos
- Rapidograph
- Pinsel
- Copicmarker
Abhängig von deiner Wahl benötigst du unter anderem auch einen Spitzer, Radiergummi, Tintenlöscher, Tusche oder Aquarellfarbe.
Für Anfänger:
Als Anfänger solltest du einfach starten. Die Empfehlung: Zeichnen mit einem Fineliner. Dieser ermöglicht dir glatte aber kraftvolle Linien. Formen und Konturen sind somit viel leichter zu zeichnen. Farben kannst du im Nachhinein einmischen.
Solltest du dich mit dem Fineliner verzeichnen, beginne die Zeichnung einfach noch mal neu. Es geht nicht darum, bereits ein perfektes Comic zu entwerfen, sondern in das Zeichnen zu kommen und einzelne Figuren oder Objekte anzufertigen.
Später, wenn du bereits vertrauter bist und eine sichere Stiftführung hast, kannst du auf Bleistift umsteigen, zeichnen, radieren, verbessern etc.
Der Seitenaufbau und einzelne Panels
„Panel“ ist die englische Bezeichnung für „Bildkästchen“. Da ein Comic eine Abfolge aus einzelnen Bildern ist, befinden sich diese Bilder in Bildkästchen, also in sogenannten Panels.
Diese Panels können unterschiedliche Formen haben. Je nachdem, wie viel Geschehen sich in einem Bild abspielt, solltest du deine Panels entsprechend groß oder klein und schmal oder breit planen. Sie bestimmen die Lesegeschwindigkeit und legen fest, ob eine Handlung langsam oder schnell abläuft.
Für Anfänger:
Damit du dir zu Beginn nicht allzu viele Sorgen über die Größe der Panels machen musst und dich mehr auf das Zeichnen deiner Geschichte fokussieren kannst, ein einfacher Tipp: Falte ein DIN A4 Blatt einmal längs in der Hälfte und dann quer jeweils drei Drittel von oben bis unten. Dadurch bekommst du pro Seite 6 Quadrate, die deine Panels bilden.
Übrigens: Es sieht besser aus, wenn du deine Originalzeichnung größer zeichnest, als du sie später kopieren wirst. Das bedeutet eine DIN A4 Seite empfiehlt sich als DIN A5 für ein kleines Heftchen zu drucken.
Figuren und Charaktere illustrieren
Figuren und Charaktere sind in Comics die wichtigste Komponente. Es ist aber gar nicht unbedingt nötig, komplizierte Figuren zeichnen zu können. Einfache Strichfiguren bestehend aus Formen wie Herzen, Kreisen oder Rechtecken reichen auch aus, wenn die Geschichte dazu passend ist. Wichtig ist aber: Die Figuren müssen sich unterschieden, außer Verwechslung ist erwünscht.
Nach und nach kannst du Figuren komplexer gestalten – zu Beginn ist es aber durchaus sinnvoll, sich nicht zu komplizierte Charaktere zu überlegen. Du kannst, wie bereits erwähnt, Kreise, Quadrate, Dreiecke und Rechtecke zu kleinen Figuren kombinieren.
Das mag zwar nicht interessant und besonders kreativ klingen, aber es macht trotzdem Spaß. Der Vorteil: Als Anfänger verlierst du dich nicht zu sehr in einem einzelnen Bild. Du konzentrierst dich mehr auf die Geschichte und verlierst nicht den Überblick oder wirst schnell frustriert.
Bei Figuren ist besonders Mimik und Gestik wichtig. Wenn du einen Gesichtsausdruck oder ein Gefühl beispielsweise witzig darstellen möchtest, kannst du deine Zeichnung bedenkenlos übertreiben. Der Leser soll schließlich unterhalten werden und sich gleichzeitig in die Geschichte versetzen können.
Handlungen einzelner Figuren, die in einem Bild geschehen, solltest du dynamisch wirken lassen. Das funktioniert durch Richtungspfeile oder Linien, die Wind skizzieren. So kannst du Bewegungen in der Gegenwart zeigen oder für ein kommendes Bild ankündigen.
Sprechblasen und Kommentare einfügen
Kommen wir nun zu den Sprechblasen und den Regieanweisungen. Kombiniert mit Figuren, kannst du daraus dein Comic zeichnen und deine erste Geschichte verfassen.
Zunächst gilt, wie auch bei allen anderen Formen der Kunst: Bei Sprechblasen immer zuerst den Text schreiben und dann die Blase außen herum zeichnen. Zeichnet man zuerst, kann es passieren, dass man über die Sprechblase hinaus schreibt oder Buchstaben quetscht, weil man einfach zu wenig Platz hat. Für den Text empfehlen sich dann ganz normale Druckbuchstaben.
Das Aussehen der Sprechblase ist jedem freigestellt. Meist wird für laute Aussagen, Musik, Radio, Fernsehen und Telefon eine zackige Umrandung bevorzugt, für wichtige oder schockierende Nachrichten eine viereckige Sprechblase und für normale Aussagen die üblich gerundete Sprechblase. Für Gedanken werden meist wolkenartige Sprechblasen genutzt und flüstern wird häufig mit gestrichelten Umrandungen dargestellt. Blockkommentare sind meist außerhalb des eigentlichen Bildes und bilden in kursiver Schrift die Zeit- und Ortsangaben.
Die Position von Sprechblasen ist außerdem auch ein zu beachtender Aspekt der Gestaltung. Die klassische Leserichtung ist von links nach rechts und dann von oben nach unten. Daran sollte man sich bei Comics ebenfalls halten, um nicht die Gespräche zu verdrehen!
Eine weitere Form der Sprechblasen ist die Onomatopoesie. Auf Deutsch gibt es die Begriffe: Lautmalerei, Tonmalerei oder Schallwort dafür. Sogenannte Soundwords sind die Kombination dieser drei Formen: halb Bild, halb Text. Sie sind besonders im Actioncomic oder entsprechenden Szenen unverzichtbar. Sie verstärken Geräusche oft bis ins Groteske und erhöhen Spannung und Komik im Comic. Beispiele für Soundwords wären ZACK, KLONK und BOOM!
Perspektive und Setting gestalten
Die Perspektive hat einen großen Einfluss auf die Gefühle in einem Comic, ähnlich wie in einem Film. Daher ist es in der Regel immer gut, verschiedene Perspektiven zu nutzen. Überlege dir vor jedem neuen Bild, was genau du hervorheben möchtest: Die Landschaft? Die Figur? Ein kleines Detail?
Der perspektivische Wechsel ist enorm wichtig, um die Geschichte nicht zu langweilig wirken zu lassen. Wenn die Bilder auf einer Seite immer gleich oder ähnlich strukturiert sind, kann dies für die Leser störend erscheinen. Außerdem können wichtige Bestandteile der Geschichte gar nicht deutlich wahrgenommen werden.
Verschiedene Perspektiven haben neben Spannung und Abwechslung hauptsächlich den Sinn, die Bedeutung einzelner Objekte hervorzuheben. Soll beispielsweise ein Ort deutlich werden, ist es sinnvoll eine großflächige Ansicht zu wählen. Geht es um die Handlung von Figuren, stellt man die Perspektive am besten so ein, dass man die Figuren maximal bis zu den Knien sieht. Um Gefühle, einen Gesichtsausdruck oder Details zu zeigen, ist eine sehr nahe Perspektive gut geeignet.
Um neben der richtigen Perspektive auch den genauen Handlungsort und die Zeit für die Leser zu verdeutlichen, gibt es ebenfalls verschiedene Möglichkeiten.
Manche Zeichner bevorzugen schlichtweg Blockkommentare wie „Derzeit im Wald…“ oder „2 Stunden später“. In anderen Comics wird darauf verzichtet und ein detailreicher Hintergrund spielt eine wichtige Rolle. So lässt sich die Zeit mit der Helligkeit von Farben simulieren und der Ort durch die genaue Darstellung typischer Gebäude und Objekte.
Das Fazit:
Wie du siehst, ist es gar nicht mal schwer, mit dem eigenen Comic zu beginnen. Zwar gibt es ein paar Grundlagen, denen du folgen solltest, damit deine Geschichte verständlicher ist, doch die Freiheit des Zeichnens liegt bei dir.
Professionelle Zeichner von Comics entwickeln ihren eigenen Zeichenstil und individualisieren die Strukturen ihrer Comics. Um sich von der breiten Masse an kleinen Künstlern abzuheben, wird dies irgendwann notwendig. Doch zu Beginn kannst du wie jeder andere auch mit deinen Fähigkeiten faszinieren. Merke dir einfach immer: Übung macht den Meister.