Der Heimatroman wird meistens in die Trivialliteratur eingeordnet. Die Handlung der Heimatromane spielt, wie der Name schon sagt, hauptsächlich an einem einzelnen Schauplatz, nämlich der Heimat. Oft gibt es einen Fremden in der Heimat, der das alltägliche Leben durcheinanderbringt. Meistens haben Heimatromane jedoch ein Happy End. Subgenres sind unter anderem der Dorf-, Berg- und Bauernroman. Die Subgenres haben dann eher einen ländlicheren Schauplatz. Dies ist aber kein Muss für einen Heimatroman. Themen, die in solchen Geschichten häufig vorkommen, sind Traditionen, Alltag, Liebe oder auch Kritik an der Verstädterung.
Die Heimatromane sind Ende des 19. Jahrhunderts als eine Reaktion auf die Industrialisierung sowie als eine Gegenbewegung zu den urbanen Schauplätzen des Naturalismus entstanden. Anfangs stammten die Autoren von Heimatromanen hauptsächlich aus der bürgerlichen Mittelschicht. Als Vorläufer dieser Geschichten werden oft die Dorfgeschichten aus der Biedermeierzeit gesehen. Der erste Vertreter der modernen Heimatromane war Jeremias Gotthelf mit „Der Bauernspiegel“ (1837). Die frühen Heimatromane stellten die heile, ländliche Welt gegen die schlechte Stadtwelt. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Heimatromane maßgeblich durch die sogenannte Blut-und-Boden-Literatur beeinflusst. Diese Literatur verherrlichte das Landleben im Übermaß. Außerdem wurden Heimatromane in dieser Zeit oftmals als Propaganda benutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Charakteristika des Heimatromans hauptsächlich in Heimatfilmen oder Heftchenromanen weiterleben und wurden so langsam zu einem beliebten Genre für die breite Masse. Nur schwer konnten die Heimatromane jedoch dem Stigma des Nationalsozialismus entkommen. In den 1960er Jahren entstand dann der kritische Heimatroman bzw. der Antiheimatroman, worin die Hauptfigur meistens dem Landleben entfliehen wollte bzw. damit unzufrieden war. Vertreter dieses Subgenres sind unter anderem Hans Lebert mit „Die Wolfshaut“ (1960) oder Thomas Bernhard mit „Frost“ (1963). Ein äußerst bekannter Heimatromanautor ist Norbert Scheuer mit seinen Erzählungen über das Dorf Kall (2005). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten die Heimatromane wieder einen Aufschwung, beispielsweise durch Josef Bierbichler mit „Mittelreich“ (2011) oder „Eine Dorfgeschichte“ (2011) von Katharina Hacker. „Altes Land“ (2015) von Dörte Hansen war nicht nur ihr Debüt, sondern stand auch über ein Jahr lang auf dem ersten Platz der Bestsellerliste. Heutzutage wird vermutet, dass Heimatromane deshalb wieder so beliebt geworden sind, weil sie sich mit der Identität des Menschen beschäftigen. Häufig wird nun beispielsweise das Altern thematisiert.
Ein Heimatroman lässt dem Autor große inhaltliche Freiheit. Die Rahmenhandlung siedelt sich zwar meistens in der ländlicheren Gegend an und bewegt sich dort auch nicht weg, doch was in der Heimat alles geschieht, bleibt frei wählbar. Da der Begriff Heimat auch sehr weit gesteckt ist, kann man die Geschichte beispielsweise auch in einem anderen Land, Kontinent oder in einer vergangenen Zeit ansiedeln. Der übliche Heimatroman in einem kleinen Dorf im deutschsprachigen Raum ist kein Muss. Man muss auch keine neue Heimat erfinden, sondern kann in einem Heimatroman auch viel autobiografisch bzw. autofiktional arbeiten. Generell ist also bei Heimatgeschichten die Beschreibung der Heimat wichtig. Wie sieht die Heimat aus? Was für Menschen leben dort? Wie sieht der Alltag dort aus? Meistens wird das alltägliche Leben durch eine fremde Person, die beispielsweise in die Gegend zieht oder dort Urlaub macht, gestört. Aus diesem Grund sind auch die Charakterentwicklungen und -beschreibungen essenziell. Welche Traditionen und Werte haben die Hauptpersonen? Welche Eigenschaften und Hobbys haben sie? Die fremde Person wird dabei, vor allem anfangs, oft negativ dargestellt. Sie ist eben fremd, anders und kennt die Gepflogenheiten der Gegend nicht. Auch die Beschreibung des alltäglichen Lebens des Schauplatzes ist besonders wichtig. Die Heimat sollte direkt vor den Augen der Leser entstehen. Die Handlung an sich bleibt aber sehr offen. Man könnte beispielsweise eine Liebesgeschichte, ein Verbrechen oder auch ein politisches Ereignis einbauen. Meistens gibt es im Heimatroman dann auch einen (unterschwelligen) Konflikt zwischen den Personen. Doch am Ende gibt es in den typischen Heimatromanen immer ein Happy End. Sei es als Akzeptanz der fremden Person oder das Verschwinden dieser. Insgesamt sollte man sich als Autor als immer vor Augen halten, dass man aus einer eigenen, kleinen Welt berichtet.