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Die Geschichte des Entwicklungsromans und das Erfinden glaubhafter Romanfiguren

Bei einem Entwicklungsroman geht es grundsätzlich um die (Weiter-)Entwicklung des Protagonisten, in dem er sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinandersetzt. Kurz gesagt ist die Haupthandlung eines Entwicklungsromans der Reifeprozess der Hauptfigur. Der Auslöser für diese Weiterentwicklung ist oftmals ein negatives Erlebnis. Häufig synonym gebrauchte Begriffe für dieses Genre sind der Bildungsroman oder der Erziehungsroman. Ein bekanntes Subgenre des Entwicklungsromans ist das Coming of Age Genre, wo man das Erwachsenwerden und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit einer jungen Person miterlebt. Hierbei geht es also um Themen wie Pubertät oder die erste Liebe. Am Ende eines Entwicklungsromans ist die Hauptperson dann innerlich gewachsen und gereift und kann gestärkt in einen neuen Lebensabschnitt eintreten.

Der Begriff Entwicklungsroman wurde in den 1920er Jahren geprägt, greift aber eigentlich schon weiter zurück und wurde erstmals von Karl Morgenstern verwendet. Entwicklungsromane entstanden aus dem Weltbild der Naturwissenschaften, die sich erstmals mit der körperlichen und geistigen Entwicklung der Menschen beschäftigten. Als einer der ersten Entwicklungsromane gilt „Geschichte des Agathon“ (1766) von Christoph Martin Wieland, worin der Protagonist sich mit der Praktizierbarkeit von philosophischen Theorien auseinandersetzt. Gewissermaßen als Prototyp der Entwicklungsromane wurde Johann Wolfgang von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) bezeichnet. Der Protagonist dieser Geschichte verlässt seine bürgerliche Welt, geht auf Wanderschaft und erlebt zahlreiche Abenteuer. Am Ende kehrt er dann gereift zu seiner ersten großen Liebe zurück. Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts endete die Blütezeit der Entwicklungsromane. Im 20. Jahrhundert wurden diese im klassischen Sinne eigentlich nicht mehr geschrieben, jedoch wurde einige Motive der Entwicklungsromane aufgegriffen. Beispiele für die neuen Entwicklungsromane sind unter anderem „Der Zauberberg“ (1924) von Thomas Mann oder „Blechtrommel“ (1959) von Günter Grass. Zum modernen Entwicklungsromanen gehört aber beispielsweise auch die berühmte „Harry Potter“-Reihe (1997-2007) von Joanne K. Rowling. Diese Buchreihe wird zwar oft als Jugendbuchliteratur eingestuft, aber da auch zahlreiche Erwachsene von den Büchern begeistert sind, kann die Reihe auch zum modernen Entwicklungsroman gezählt werden.

Der Entwicklungsroman wird häufig in der Ich-Form geschrieben, um die Geschichte noch authentischer zu gestalten und die Leser noch mehr an der Gedankenwelt des Protagonisten teilhaben zu lassen. Demnach steht die Beschreibung und Vielschichtigkeit der Hauptfigur beim Schreiben eines Entwicklungsromans im Vordergrund. Der Protagonist sollte Ecken und Kanten haben, wie eine echte Person eben, sodass man sich gut in die Gedanken und Taten einfühlen kann. Des Weiteren ist es besonders wichtig, die Entwicklungsgeschichte mit allen Höhen und Tiefen möglichst realistisch und glaubhaft zu beschreiben. Meistens gibt es ein Ereignis, wodurch der Protagonist dazu getrieben wird, sich weiterzuentwickeln bzw. erwachsen zu werden. Häufig wird in Entwicklungsromanen auch autobiografisch gearbeitet, da es so natürlich etwas einfacher ist, realistische und authentische Gefühle, Situationen und Erlebnisse zu „erfinden“ und zu beschreiben. Themen, die in Entwicklungsromanen häufig zu finden sind, und aus denen man sich natürlich bedienen kann, aber nicht muss, sind die erste Liebe, psychische Probleme oder Krankheiten des Protagonisten oder eines Familienmitglieds, Mobbing, der Tod einer geliebten Person, etc. Man muss jedoch auch nicht immer realistisch arbeiten, sondern kann auch Fantasy-Elemente verwenden, wie bei Harry Potter zu sehen ist. Dabei sollten jedoch die Charakterzüge der Romanfiguren nachvollziehbar bleiben. Äußerst wichtig ist auch die Sprache in einem Entwicklungsroman, denn diese sollte angepasst an die Hauptfigur sein. Auch die Charakterzüge der Figuren können sich in der Sprache widerspiegeln. Ist der Protagonist beispielsweise ein Träumer, kann auch die Sprache träumerisch sein. Um die Figuren also so authentisch wie möglich wirken zu lassen, kann man ganz einfach die Menschen, denen man im Alltag begegnet, beobachten. Außerdem könnte man einen Fragebogen erstellen, worin die Figuren und ihr Wesen aufgeschrieben sind. Fragen, die darin vorkommen können, sind beispielsweise: Wovor hat die Figur Angst? Was für Hobbys hat die Figur und wofür hat sie eine Passion? In der Geschichte sollte man dann nicht von Anfang an alle Charakterzüge offenlegen, sondern im Laufe des Romans einbauen. Ein plötzlicher Twist in der Handlung bzw. des Charakters der Hauptfigur kann den Roman spannender wirken lassen.

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