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Methoden der Ideenfindung

Gute und vor allem passende Ideen gehören zu den essenziellen Bestandteilen eines guten Buches. Dazu zählt einerseits die große, grundlegende Idee der ganzen Geschichte und andererseits die detailreiche Verwirklichung derselben. Viele Autoren haben die große Idee im Kopf und bekommen Schwierigkeiten damit, Ideen für die genaue Umsetzung zu finden. Bei anderen Autoren hingegen ist es genau umgekehrt. In beiden Fällen hilft es meist nicht, auf den großen Geistesblitz zu warten. Denn vielleicht (und auch nur vielleicht) mag der tatsächlich irgendwann von alleine aus dem tiefsten Schriftsteller-Unterbewusstsein auftauchen – doch warum warten? Probleme mit der Ideenfindung haben schon so manchen professionellen Schriftsteller in eine Schreibblockade oder Krise gestürzt. Um es so weit gar nicht erst kommen zu lassen, können auch Autoren sich gezielt mit Methoden der Ideenfindung beschäftigen und eine ganze Reihe von Kreativitätstechniken für sich nutzen.

Kreativitätstechniken nämlich dienen eben dazu, Ideen zu finden. Es sind Denkhilfen und Methoden, die zur Ideengewinnung in ganz verschiedenen Bereichen und Kontexten genutzt werden. Dabei geht es in erster Linie um die pure Quantität: Je mehr Ideen und Details zu einem Thema aufkommen, desto eher ist auch etwas qualitativ hochwertiges dabei. Solche Techniken zur Steigerung der Kreativität gibt es sehr viele und nicht alle sind sie für die schreibende Zunft von Belang. Einige jedoch sind es – und um genau die soll es hier nun gehen.

Ein Versuch vorab: Einfach schreiben!

Es gibt unterschiedliche Typen von Schriftstellern. Bei manchen kommen die Ideen tatsächlich in hohem Maße während des Schreibens selbst. Bei wem das der Fall ist, der sollte, auch wenn gerade akuter Ideenmangel herrscht, es einfach einmal versuchen. Denn oft ist es mehr die Angst vor dem weißen Blatt, die an diesem natürlichen Schreibfluss, bei dem die Ideen tatsächlich Produkt des Schreibprozesses selbst sind, hindert. Ganz ähnlich wie bei dem Umgang mit Schreibblockaden kann dabei auch auf den Anspruch verzichtet werden, jetzt tatsächlich ernsthaft an dem Roman zu schreiben. Stattdessen kann das Drauflosschreiben als eine ganz spezielle Form des Brainstormings verstanden werden und die dabei entstehenden Zeilen nicht als Teil des Romans, sondern als Übung und Hilfe.

Die Klassiker: Brainstorming und die Mindmap

Das berühmte Brainstorming ist tatsächlich eine verbreitete und auch effektive Kreativitätstechnik. Wichtig ist dabei, ohne eine Bewertung alle Assoziationen, die zum jeweiligen Thema auftauchen, aufzuschreiben. Mögen die Gedanken auch wild und sprunghaft umhertollen wie junge Hunde – beim Brainstorming geht es nicht um eine logisch-konsistente Ableitung. Die wildesten und mitunter auch absurd scheinenden Gedankensprünge sind erlaubt und sogar erwünscht. Zur Orientierung kann auch das Alphabet abgearbeitet werden: Ein Wort pro Buchstabe von A-Z. Ob irgendwie zum Thema passend oder einfach nur frei assoziiert, bleibt jedem selbst überlassen.

Besonders hilfreich kann das in Kombination mit der Mindmap sein. Diese nämlich ordnet durch ihre visualisierte Kategorisierung die vielen Assoziationen nicht nur ein wenig, sondern sie hilft auch dabei, besagte Assoziationen nicht zu sehr ausufern zu lassen. Außerdem bietet das dabei entstehende Schaubild auch einen guten Überblick: Es wird deutlich, bei welchen Punkten oder Kapiteln Ideen noch Mangelware sind und welche quasi nur noch in Worte gekleidet werden müssen. Beim Blick auf die Gesamtplanung können die Ideen zudem auch wandern, denn oftmals ist das, was im Rahmen von dem einen Kapitel als Idee aufgetaucht ist, für ein anderes Kapitel viel besser geeignet. Dabei kann ein regelrechter Fluss an Kreativität entstehen.

Der Zufall als Inspirationsgehilfe

Weitere Möglichkeiten, um die eigene Inspiration ein wenig zu beflügeln, bieten die verschiedenen Zufallstechniken. Bei diesen geht es darum, aus der Konfrontation mit zufälligen Inhalten auf Ideen und Gedanken zu kommen, die von alleine so eher nicht auftauchen würden. Das kann auf vielerlei Art und Weise geschehen. Ganz klassisch ist die Lexikon-Methode: Es wird wahllos irgendeine Seite im Lexikon (oder im Wörterbuch) aufgeschlagen und ebenso wahllos irgendein Wort gewählt. Bei einer Wiederholung kommen dann mehrere Wörter zustande, die sicher in den wenigsten Fällen als Grundlage für eine Geschichte oder Szene in Frage kommen würden – aber darum geht es auch gar nicht. Aus den Wörtern „Psychotherapie“, „Alaska“, „Krokodil“ und „Platonismus“ etwa ließe sich vielleicht eine absurde Geschichte spannen, entscheidend aber ist, dass dabei Perspektiven auf die eigene Story eröffnet werden, die zu einem Feuerwerk der Ideen führen können. Das gilt generell für diese Art der Methode. Dafür können auch bestimmte Bilder betrachtet werden, gerade im Internet gibt es hier viele Möglichkeiten, ob per Zufall oder auch mit einem zur Story passenden Suchausdruck. Und natürlich kann das auch beides kombiniert werden. Wer weiß, zu was für Ideen die Suche nach Bildern mit den Worten „Alaska Krokodil“ oder „Platonismus Psychotherapie“ führt?

Etwas genauer: die Semantischen Intuition

Die Semantischen Intuition kann mehr oder weniger als Verwandte der Lexikon-Technik gelten. Zumindest aber ist sie eine der Kreativitätstechniken, die ganz genau mit dem hantiert, womit auch Schriftsteller primär hantieren: mit Wörtern.
Im Grunde genommen ist der Zweck dieser Methode, Ideen durch die Kombination und Assoziation von und mit Wörtern hervorzurufen, die thematisch eng miteinander verknüpft sind und das jeweilige Thema grob abbilden oder umfassen. Zum Beispiel beim Schreiben eines Krimis können die Begriffe Mord, Kommissar, Tatort und Ermittlung genommen werden. Nun könnte „Mord“ mit „Kommissar“ verbunden werden und daraus könnte z. B. ein Fall werden, in denen der den Mordfall untersuchende Kommissar gleichzeitig auch der Mörder ist oder bei dem es um einen ermordeten Kommissar geht.

Natürlich muss dabei nicht immer etwas Sinnvolles herauskommen, aber das Potential ist definitiv vorhanden. Zumal die Methoden auch kombiniert werden können und eher unpassende oder zufällig ausgewählte Wörter in die Reihe gestellt werden können. Dann käme zu Mord, Kommissar, Tatort und Ermittlung etwa noch „Psychotherapie“, „Alaska“, „Krokodil“ oder „Platonismus“ hinzu. Und das muss nicht nur Futter für Autoren sein, die eher komödiantische Bücher mit absurden Handlungssträngen schreiben. Besonders, da die Wiederholungs- und auch Kombinationsmöglichkeit der verschiedenen Wörter und Wortgruppen ganz nach Belieben geschehen kann. Im Gegensatz dazu können natürlich auch ganz gezielt sämtliche, zuvor im Brainstorming gesammelte oder sogar ausgearbeitete Begriffe zum entsprechenden Thema dafür genutzt werden.

Und übrigens kann die Semantischen Intuition auch bei der Namenswahl hilfreich sein. Besonders für die eigene Fantasy-Welt, deren Königreiche, Städte, Dörfer und Personen Namen benötigen. Dafür können ebenfalls ganz nach Belieben einzelne Wortbestandteile miteinander kombiniert werden.

Die Walt-Disney-Methode

Die nach dem berühmten Erfinder zahlreicher Zeichentrickfiguren benannte Methode ist eine der bekanntesten Kreativitätsmethoden. Sie dient allerdings weniger dem Finden von neuen Ideen, als viel mehr dem Konkretisieren von vorhandenen Ideen oder zur Problemlösung. Dafür nimmt der Autor nacheinander drei verschiedene Perspektiven ein: die des Träumers, die des Realisten bzw. des Machers und die des Kritikers.

Als Träumer geht es darum, Ideen und Visionen zu liefern. Es darf und soll sogar geträumt werden: Realismus und die praktische Umsetzung spielen in dieser Phase explizit keine Rolle. Ähnlich wie beim Brainstorming soll hier ein Freiraum für die Kreativität jenseits von Wertungen geschaffen werden.
Als daran anschließender Realist oder Macher hingegen spielt explizit die praktische Umsetzung die entscheidende Rolle. In dieser Phase werden also Wege und Möglichkeiten gesucht, die zuvor erarbeiteten Ideen auch umzusetzen.
Als Kritiker schließlich werden diese Versuche des Umsetzens nicht nur kritisch hinterfragt, sondern auch auf ihre schlimmsten möglichen Konsequenzen geprüft. Der Kritiker ist eher ein Pessimist, während der Realist/Macher eher ein Optimist ist.

Diese Methode kann grundsätzlich auf zweierlei Art für Schriftsteller interessant sein. Erst einmal nämlich lassen sich ganze Buchideen oder eben auch einzelne Ideen und Handlungsstränge damit konkretisieren. Dann aber gibt es auch die Möglichkeit, damit die Motive und Handlungen der eigenen Figuren besser abzustimmen und auf Plausibilität zu prüfen.

Fragen über Fragen

Zur gezielten Ausarbeitung von Handlungen und Figuren, aber auch zur etwas allgemeineren Ideenfindung können die unterschiedlichen Fragen dienen:

Wer ist die Hauptfigur ?
Warum tut sie das eine und nicht das andere?
Was will die Hauptfigur und warum? Was kann das daraus folgen?
Wie betrifft das andere Figuren?

Der Fragenkatalog lässt sich beliebig und vor allem individuell angepasst fortsetzen. Dabei können auch allgemeine, neue Ideen entstehen.

Der Klassiker für Schriftsteller: Das Notizbuch

Dass die Muse ihre Küsse auch zeitlich äußerst willkürlich verteilt, ist den meisten Kreativen nur allzu bewusst. Tolle Ideen kommen wie aus dem Nichts häufig genau dann, wenn sie gerade überhaupt nicht passen. Das wirklich Schlimme daran ist aber, dass sie dann oft auch wieder verloren gehen. Um das zu verhindern, haben viele Schriftsteller stets ein kleines Notizbuch bei sich, in dem sie die Ideen ungefiltert und direkt festhalten können. Das kann in Stichworten oder ausformulierten Sätzen geschehen, in komplexen Diagrammen und Mindmaps oder in bloßen Wortreihen. Wichtig ist, dass plötzlich auftretende Geistesblitze nicht verloren gehen. Das Nutzen solch eines Notizbuches wird auch mit berühmten Schriftstellern, wie etwa Hemmingway, in Verbindung gebracht.

Die Bilder in Gedanken

Diese Methode ist ebenfalls einfach, effektiv und verbreitet. Wobei sie schon etwas Vorstellungskraft erfordert und davon abgesehen auch eine Frage des jeweiligen Typs ist. Es geht darum, sich eine Szene in Gedanken, also quasi vor dem geistigen Auge, möglichst plastisch und detailliert auszumalen. Also ein Bild oder auch einen kleinen Film im Kopf zu malen bzw. zu drehen, von Figuren, Orten oder sogar Szenen.

Förderung der Kreativität

Ein vielleicht etwas seltsam anmutender Tipp: Kneten! Mit etwas Knete lassen sich ganz willkürlich und ziellos Muster und Figuren bilden. Auf eine spielerische Art ohne Leistungsdruck kann das Gehirn dabei in einen kreativen Modus gelangen, in dem es auch vermehrt Ideen produzieren kann. Das Kneten ist dabei nur ein Beispiel für eine gestaltende Tätigkeit ohne Absicht und Ziel, die Kreativität auch auf ganz anderen Gebieten fördern kann – wie eben in Form von tollen Ideen für das eigene Buch. Dafür können auch andere Tätigkeiten ähnlicher Art genutzt werden. Was wie gut funktioniert, ist wiederum individuell verschieden.

Neben den vorgestellten Kreativitätstechniken gibt es noch eine Menge mehr, die auch von Autoren genutzt werden können. Allerdings dürfte das hier vorgestellte Arsenal an Methoden zur Ideenfindung für Autoren die passendsten Methoden beinhalten. Dabei kommt es natürlich stets auf die Umsetzung an und diese ist nun einmal stets individuell unterschiedlich. Deswegen muss jeder Autor vielleicht ein bisschen für sich probieren, mit welcher Methode und wie genau die Ideen zu ihm kommen. Auf jeden Fall aber muss mit diesem Arsenal kein Autor mehr unbewaffnet im Dschungel der Ideenlosigkeit umherirren.

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